Zum 70-en von Professor Ottokar Uhl

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Ottokar Uhl war mein Lehrer. In Karlsruhe. Er und Fritz Haller. Zwei in ihrer Architektur unterschiedliche, in der Lehre sich ergänzende, für mich sehr gute, persönlich offene und hilfreiche Lehrer.

Ottokar Uhl hat sich für mich, vor allem gegen Ende des Studiums, zu einem immer wichtiger werdenden Lehrer entwickelt.

Ein Jahr Arbeit im Ausland, weg von Karlsruhe, sorgten nach der Rückkehr in den familiären Betrieb der Universität für eine gewisse Ungeduld, fast Verzweiflung ob der noch zu „erledigenden“ Scheine.

Studium ist ja oft wie „Pizzaessen“:

Bleibt am Schluss das Innere oder die Rinde? Oder man ist diszipliniert genug, sich gleichmäßig durchzuarbeiten. Bei mir blieb definitiv die Rinde übrig. Auch bei der Pizza lasse ich diese gerne liegen.

Professor Uhl half mir hier, auch mit diesem Teil fertig zu werden. Und sogar etwas Gefallen daran zu finden. Ihm und Fritz Haller ist es zu verdanken, dass ein eher nachlässiger Student, gewöhnt an die Zyklen des Philosophiestudiums, unterbrochen durch extensive Surf-, Ski- und sonstige Eskapaden, Gefallen an einer zumindest rudimentär disziplinierten Arbeit fand.

Seit Abschluss meines Studiums haben wir uns einige Male, viel zu selten, gesehen. Zuletzt 1999 in Wien.

Schön war es, mit ihm über seine, meine Arbeit, die Pläne und Ideen zu sprechen. Seine Meinung zu unserer Arbeit zu erfahren, ist immer gut und aufschlussreich. Er sieht Schwerpunkte, die sicherlich nicht immer mit der öffentlichen Kritik übereinstimmen.

Die Meinung ist humanistisch, politisch geprägt. Abstrakte Betrachtungen auf Trendebene scheinen nicht einmal zur Kenntnis genommen zu werden.

Nach wie vor, Ottokar Uhl ist mein Lehrer, auch wenn seine offizielle Lehrzeit Jahre zurückliegt.

Ich muss doch einmal wieder nach Wien

Stefan Behnisch

Meine erste Begegnung mit Ottokar Uhl kam eigentlich gar nicht zustande. Ich wollte mich nach dem Vordiplom nach einer neuen Uni umsehen. So tingelte ich mit meinem klapprigen Peugeot durch Deutschland und stand auch irgendwann in Karlsruhe, schlenderte durch das Architekturgebäude, sah eine Lehrstuhltür, ging rein. Und vor mir stand  - Frau Zachrau. Alle waren super gestresst gerade, irgendein russischer Professor mit merkwürdigen Vorlieben für Autobahntoiletten, wie mir Herr Professor Uhl im Nachhinein berichtete, war zu Besuch. Herr Professor Uhl war gerade mit dem Russen unterwegs, dieser konnte kein Englisch, Herr Uhl kein Russisch - also beste Vorraussetzung für eine entspannte Konversation. 

Trotz der Hektik ging es im Lehrstuhl sehr familiär zu, nach 1-2 Stunden mit Frau Zachrau kannte sie meine halbe Lebensgeschichte.

Am nächsten Tag kam ich wieder, half ein wenig beim Übersetzen hier und da. Herr Professor Uhl war auch da. Für ihn war es scheinbar selbstverständlich, dass irgend jemand Wildfremdes plötzlich im Lehrstuhl mithilft.

Monate später wurde eine Hilfsassistentenstelle am Lehrstuhl ausgeschrieben, ich bewarb mich, führte ein sehr entspanntes Einstellungsgespräch mit Frau Zachrau. Danach rief sie mich an, sagte, Herr Professor Uhl müsse mich schließlich auch einmal kennen lernen. Als ich ihm dann gegenübertrat, war sein einziger Kommentar: `Ach Sie sind das. Ich hatte mich eigentlich für jemand Anderes entschieden, aber meine Damen haben sich durchgesetzt.`

Ich war damals sofort von der offenen Art von Herrn Professor Uhl begeistert. Ich blieb insgesamt ca. 3 Jahre im Lehrstuhl, habe viel mehr über Architektur gelernt, ohne je Architektur zu machen.

Bei Ottokar Uhl bekam das Wort ‚interdisziplinär’ eine ganz neue Dimension. Hier wurde das fachübergreifende, allumfassende Behandeln von Themen geradezu vorgelebt, auch in der Besetzung des Lehrstuhls.

Meine Zeit im Lehrstuhl war sehr schön, Donnerstag morgens die Lehrstuhlbesprechungen mit gemeinsamem Frühstück, unvergessen die Lehrstuhl-Wandertage, unsere Zeitung DIALOG, die Diplomvorstellungen mit anschließendem Fest.

Herr Professor Uhl hat mich in meiner Uni-Zeit am meisten begleitet. Mein Diplom habe ich bei ihm gemacht, wer sonst hätte wohl einen Schrottplatz als Diplomthema angenommen?

Er war mein Lehrer, nein, er ist es immer noch.

Ich wünsche ihm und seiner Familie gesundheitlich alles Gute und ein rauschendes Fest.

Jörg Usinger

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Es wird gebeten, Erinnerungen an Professor Ottokar Uhl zur Veröffentlichung auf diesen Seiten an Julian S. Bielicki zu schicken.