recenzje

31-10-2000 „Frankfurter Runschau“

Gabriel Lawit

Balladen des März

Es wurde viel gelacht im Publikum, und Gabriel Lawit war's zufrieden. Der Humor in seinen Texten schlug Brücken über jene Passagen, die eine eher nachdenkliche Stimmung hervorriefen. Denn der polnische Liedermacher schöpft seine Themen aus der Geschichte der jüdisch-polnischen Diaspora, aber auch aus der neueren Zeit. Die in seinen Texten besungenen Schicksale wirken authentisch - und wohl deswegen auch universal.

Lawit war zum Konzert im Frankfurter Palais Jalta aus Kopenhagen angereist, wo er seit mehr als 30 Jahren lebt. Nach den Ereignissen des März 1968 hatte die kommunistische Regierung in Polen 20 000 Juden mit ihren Familien zur Auswanderung genötigt, und Lawit war einer von ihnen. In seinem Lied Skibet-Tango erinnert er sich an jene Zeit und an die Liebesbeziehung auf einem Schiff, das den Emigranten in Skandinavien vorläufig als Unterkunft diente. Es gelingt ihm, in diesen Liedern Klischees zu vermeiden.

Zu Lawits großen Vorbildern gehört Vladimir Vissotzkij, dessen Texte er sang, ehe er begann, eigene Lieder zu schreiben. Seine Jugendtexte kursieren heute noch in Polen als anonyme Studentenlieder. Der heutige Lawit ist musikalisch weiter gekommen. Ob Geige, Gitarre oder Klavier - in seinem Spiel glänzen immer wieder Klezmer-Klänge auf, die er gekonnt in seine Lieder flicht.

Kostproben seiner Balladen in polnischer Sprache können im Internet auf

http://www.webkultur.com/gabrys/ gehört werden. jos

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